Wenn einem bei gewohnter Belastung plötzlich die Luft wegbleibt und hartnäckiger Husten auf keine Behandlung anspricht.
Dann sollte der Weg zum Lungenfacharzt führen, denn die seltene idiopathische, pulmonale Fibrose könnte der Grund sein. Dr. Hubert Koller, Oberarzt der 1. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner Spital in Wien und Leiter der Spezialambulanz für interstitielle Lungenerkrankungen, steht zu diesem Thema Rede und Antwort.
OA Dr. Hubert Koller
Leiter der Spezialambulanz für Interstitielle Lungenerkrankungen, 1. Interne Lungenabteilung, SMZ Baumgartner Höhe/Otto-Wagner-Spital, Wien
Herr Dr. Koller, was versteht man grundsätzlich unter dem Begriff Lungenfibrose?
Lungenfibrosen sind chronische Erkrankungen, die man unter dem Begriff der Interstitiellen Pneumonien zusammenfassen kann. Bei einer Lungenfibrose kommt es durch vernarbende Prozesse des Lungengewebes zur Schrumpfung des Lungengewebes und damit zu einer Funktionsstörung der Lunge. Diese Lungenfunktionsstörung führt beim Patienten dann zu entsprechenden Symptomen, die mit einer deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität einhergehen.
Von welchen Symptomen sprechen wir da?
Die Symptome sind bei einer Lungenfibrose speziell im Anfangsstadium unspezifisch. Die Patienten klagen meistens über Reizhusten und zunehmende Atemnot bei Belastungen wie Stiegen steigen oder Radfahren. Aufgrund dieser unspezifischen Symptome müssen zu allererst zahlreiche andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, um dann auf eine Lungenfibrose zu kommen.
Welche Spur verfolgt man da im Idealfall?
Wichtig ist, den Patienten beim Verdacht auf eine idiopathische, pulmonale Fibrose klinisch zu untersuchen und zu auskultieren, d.h. mit dem Stethoskop abzuhören. Bei Lungenfibrosen hören wir an den Lungenblasen ein typisches Knisterrasseln bei der Auskultation. In Folge sollten weitere Untersuchungen wie eine hochauflösende Computertomographie der Lungen indiziert werden. Dabei lassen sich sogenannte interstitielle Strukturveränderungen feststellen und es kann eine weitere Einengung hin zur Diagnose Lungenfibrose erfolgen. Manchmal ist eine Lungenbiopsie zur Diagnosesicherung erforderlich. Dann können wir zur Therapie weiterschreiten.
Wie sieht eine solche Therapie aus?
Für die idiopathische pulmonale Fibrose gibt es ein zugelassenes Medikament in Tablettenform, das antifibrotisch wirksam ist und das Fortschreiten der idiopathischen, pulmonalen Fibrose verlangsamen kann. Eine Heilung ist nach dem momentanen Stand der Wissenschaft noch nicht möglich, eine Verlangsamung des Verlustes der Lungenfunktion aber schon. Damit kann die schlechte Prognose der Erkrankung etwas verbessert werden. Andere Formen der Lungenfibrose nehmen oft einen günstigeren Verlauf und können in der Regel gut mit Cortison und anderen Medikamenten behandelt werden.
Anmerkung der Redaktion: Aktuell (Februar 2019) gibt es zwei Wirkstoffe auf dem Markt.
Gibt es bestimmte Risikofaktoren oder kann eine Lungenfibrose jeden treffen?
Grundsätzlich kann eine Lungenfibrose jeden treffen. Wie für viele Erkrankungen gibt es aber auch hier Risikofaktoren wie etwa Umwelteinflüsse durch Holz- oder Metallstaub. Rauchen stellt auch einen großen Risikofaktor da; viele unserer Patienten sind oder waren Raucher. Auch genetische Faktoren können dazu führen, dass diese Erkrankung in bestimmten Familien häufiger auftritt.
WISSEN
Aggressiv: Besonders die idiopathische Lungenfibrose gilt als sehr aggressiv und nicht heilbar
Symptome: Hartnäckiger Husten, verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Kurzatmigkeit
Selbsthilfegruppe: Unter www.selbsthilfe-lot.at finden sich zahlreiche Informationen für Betroffene von Lungenerkrankungen und deren Angehörige
Lukas Wieringer, [email protected]