Home » News » Morbus Hodgkin – selten aber bösartig
Morbus Hodgkin

Morbus Hodgkin – selten aber bösartig

Checking the Size of a Man's Lymph Nodes
Checking the Size of a Man's Lymph Nodes
iStock/FatCamera

Der Morbus Hodgkin gehört zu den bösartigen Lymphknotentumoren, trotzdem bestehen für diese seltene Krebserkrankung sehr gute Heilungschancen. Über Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten spricht Dr. Michaela Möstl im Interview.

avatar

Dr. Michaela Möstl

Fachärztin für Hämatologie und Onkologie im Hanusch KH

Wie unterscheidet sich Morbus Hodgkin von anderen Lymphomerkrankungen?

Prinzipiell können Lymphknotenschwellungen gutartig, also reaktiv im Rahmen von Entzündungen oder bösartig, wie beim Morbus Hodgkin sein. Eine typische gutartige Lymphknotenerkrankung ist der Morbus Pfeiffer, auch bekannt als Pfeiffersches Drüsenfieber. Während dieses eine meist harmlose Viruserkrankung ist, handelt es sich beim Morbus Hodgkin um eine bösartige Tumorerkrankung, die eine dementsprechende Therapie nach sich zieht. Er tritt weitaus seltener auf und ist weniger bekannt als der Morbus Pfeiffer.

Welche Symptome sind bemerkbar?

Typisch ist, dass Betroffene unter Lymphknotenschwellungen leiden, diese aber nicht schmerzhaft sind. Zur charakteristischen B-Symptomatik zählen stark schwankendes Fieber, das einmal am Tag sehr hoch ist und dann wieder sinkt, ebenso nächtliche Schweißausbrüche und Gewichtsverlust. Auch der Juckreiz kann als typisches Symptom auftreten. Dessen Ursache ist dabei nicht auszumachen, da er nicht mit einem Hautausschlag einhergeht.

Wie erfolgt die Diagnose Morbus Hodgkin?

Die Krankheit zeigt normalerweise keine typischen Veränderungen im Blut. Die Diagnose wird oft zufällig beim Routineröntgen der Lunge gestellt, wo sich die vergrößerten Lymphknoten im Bereich der Bronchien und großen Lungengefäße zeigen. Zur Diagnosestellung ist aber immer eine Gewebeentnahme nötig, etwa durch die chirurgische Entnahme eines vergrößerten Lymphknotens. Befindet sich dieser am Hals, in der Achsel oder in der Leiste, dann ist das ein kleiner, unkomplizierter Eingriff. Wenn sich die Lymphknoten nur innerhalb des Brust-oder Bauchraums befinden, ist eine gezielte Biopsie notwendig. Die Diagnose wird danach mittels mikroskopischer Begutachtung durch den Pathologen gestellt.

WISSEN: Die unterschiedlichen Arten der Lymphome
  • Tumore des lymphatischen Systems werden als Lymphome bezeichnet, das heißt, sie gehen von den lymphatischen Organen wie Lymphknoten, Milz oder lymphatischen Zellen aus.
  • Die Hodgkin-Lymphome und die Non-Hodgkin-Lymphome bilden die zwei größten Gruppen innerhalb der malignen, also der bösartigen Lymphome. Ihnen lassen sich alle Erkrankungsbilder zuordnen.
  • Unter den bösartigen Zellen des Hodgkin-Lymphoms finden sich charakteristische Riesentumorzellen, die sogenannten Hodgkin-Reed-Sternberg-Zellen.
  • Unter dem Begriff Non-Hodgkin-Lymphom wird eine Vielzahl Lymphom-Unterarten zusammengefasst, sie werden unter hoch- und niedrigmalignen Arten unterteilt.
  • Bei den niedrigmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen finden sich oftmals Erkrankungen mit Infiltration des Knochenmarks und leukämischer Ausschwemmung, etwa einer chronischen lymphatischen Leukämie oder des multiplen Myeloms.
  • Zu den hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen gehören etwa das aggressive, diffus großzellige B-Zell-Lymphom, welches das häufigste hochmaligne Lymphom ist und wie die meisten Lymphome am häufigsten zwischen dem 40. und dem 80. Lebensjahr auftritt.
  • Auch an inneren Organen können Non-Hodgkin-Lymphome entstehen, wie etwa das MALT-Lymphom.

Gibt es bestimmte Krankheitsauslöser?

Derzeit wird sehr intensiv nach möglichen Auslösern geforscht, aber man kennt noch keine eindeutigen Ursachen für die Erkrankung an Morbus Hodgkin. Man weiß, dass unter Umständen Virusinfekte ein Auslöser sein können, wie zum Beispiel auch beim Morbus Pfeiffer das EBV-Virus. Weniger medizinische, aber auch in den Lehrbüchern beschriebene Zusammenhänge bestehen in einer, überbehüteten Umgebung. Häufig sind Menschen mit hohem sozioökonomischen Index betroffen, die sehr ängstlich aufwachsen bzw. leben.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Der Morbus Hodgkin hat unter allen bösartigen Lymphknotentumoren die höchste Chance auf Heilung und ist prinzipiell in jedem Stadium heilbar. Behandelt wird primär mit Chemo- bzw. Strahlentherapie, die in den meisten Fällen kombiniert angewandt werden. Dazu gibt es moderne medikamentöse Antikörper-Therapieformen, die vor allem bei einem Rückfall zum Einsatz kommen. Die Möglichkeit eines solchen ist relativ groß, aber auch dann besteht eine hohe Chance auf vollständige Heilung. Aufgrund des Rückfallrisikos sind regelmäßige Nachuntersuchungen von geheilten Betroffenen sehr wichtig.

Wie kann man seine Heilungschancen steigern?

Als ausgebildete Psychoonkologin beschäftige ich mich sehr stark mit unterstützenden Maßnahmen zur Heilung von Krebserkrankungen. Wichtig ist, dass man Vertrauen in die Behandlung hat, an seine Chance glaubt und diesen Weg bewusst geht. Man sollte eine gute Aufklärung einfordern und Fragen stellen und damit eine gewisse Verantwortung für seine Zukunft übernehmen. Rauchen ist nicht ursächlich für die Entstehung eines Morbus Hodgkin, ist aber kontraproduktiv, da es den Organismus zusätzlich belastet und Infektionen enorm begünstigt, die ohnehin bei diesen Erkrankungen ein Problem darstellen. Auch gesunde Ernährung ist eine Unterstützung des Körpers in einer belasteten Situation.

Wie Lymphome therapieren?

Für die verschiedenen Formen der Lymphome gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden. Die behandelnde Therapie soll das Lymphom im besten Falle heilen, oder zumindest in Schach halten. Werden Lymphome nicht behandelt, breiten sie sich aus, streuen Tochtergeschwülste im Körper und führen früher oder später zum Tod. Im Gegensatz zu vielen anderen bösartigen Tumoren sind etwa Hodgkin Lymphome sehr empfindlich auf Strahlen-, wie auch Chemotherapie. Meistens – auch bei Non-Hodgkin-Lymphomen, werden die zwei Verfahren in Kombination eingesetzt, wobei die Therapie genau auf das jeweilige Lymphom abgestimmt werden muss. Operative Eingriffe werden nur bei der Diagnose durchgeführt, wenn Lymphknoten entnommen werden. Wichtig ist es, die Therapie ausführlich mit dem behandelnden Arzt besprechen zu können.

Michael Reiter, [email protected]

Next article