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Stoffwechselerkrankungen

Über Kalorien, Nährstoffe und Cystische Fibrose

Foto: Photographee.eu via Shutterstock

Erich Horak ist Diätologe an der Kinderklinik des AKH Wien. Er erklärt im Interview, worauf es in Sachen Ernährung bei Cystischer Fibrose ankommt und was sich dazu in den letzten Jahren getan hat.

Erich Horak

Diätologe Kinderklinik AKH Wien
Foto © AKH Wien

Warum spielt Ernährungstherapie bei Cystischer Fibrose (CF) eine wichtige Rolle?

Die Ernährungstherapie ist neben der ärztlichen Betreuung, der Pflege, der Psychologie und der Physiotherapie eine der Behandlungssäulen für Cystische Fibrose. Die Diätologie wird in spezialisierten Zentren von Anfang an miteingebunden und kann so ihren Beitrag dazu leisten, einerseits die Lebenszeit von Patient:innen zu verlängern und andererseits die Lebensqualität zu verbessern.

Was ist derzeit gelebte Praxis in Sachen Ernährung und CF? 

Es geht darum, von Anfang an, also vom Zeitpunkt der Diagnose, entsprechend zu intervenieren. Zeichen einer möglichen Mangel- oder Überernährung müssen frühzeitig erkannt werden, damit man nicht in die Verlegenheit kommt, dieser Fehlentwicklung hinterherzulaufen und sie nicht mehr einholen zu können. Entsprechende Interventionen müssen also so zeitnah wie möglich gesetzt werden.

Was hat sich in den letzten Jahren hier in der Ernährungstherapie getan? 

Wir haben einen Prozess erlebt, der sich weg von einer Kost, die rein auf die Kalorienzufuhr ausgerichtet war und der sich stattdessen hin zu einer gesunden Ernährung entwickelt hat. Hauptsache möglichst viele Kalorien zu sich zu nehmen und das egal in welcher Form, davon hat man nun Abstand genommen. Es ist neben der Kalorienzufuhr eben auch wichtig, sämtliche Nährstoffe für ein gesundes Wachstum und für eine gesunde Pubertätsentwicklung, zu erhalten. Es geht also darum, eine optimale Versorgung sicher zu stellen. 

Es stehen immer wieder neue Therapien zur Verfügung. Welchen Einfluss hat das auf die Ernährung, gerade was das Thema Energiezufuhr betrifft?

Der zweite große Wandel der letzten Jahre ist der Einsatz von CFTR-Modulatoren und deren Wirkungsweise. Diese Modulatoren setzen sowohl daran an, wie Nährstoffe verdaut als auch wie die Aufnahme verbessert werden können. Die Wirkungsweise der CFTR-Modulatoren resultiert auch in einer Verbesserung der Lungenfunktion, was wiederum zu einem niedrigeren Energiebedarf führt. Das heißt, dass man sich damit auch gleichzeitig bewusst machen muss, dass es aufgrund einer früheren Gewohnheit zu einer kalorienreichen Ernährung zu einer Adipositas kommen kann. Hier gilt das gleiche Prinzip, dass man einen entsprechenden Verlauf frühzeitig erkennen soll, um über regulative Maßnahmen gegenzusteuern.

Sowohl Unter- als auch Überernährung können also für CF-Patienten zu einem Thema werden?

Die Frage nach der unzureichenden Energie- und Nährstoffzufuhr ist nach wie vor ein Thema, da die Modulatoren nicht für alle CF-Patienten geeignet sind. Wenn aber Modulatoren von Anfang an eingesetzt werden können, ist es für Betroffene viel leichter nach Appetit zu essen. Die Ernährungssituation sollte von fachlicher Seite immer genau beobachtet werden.

Da heißt, dass es unabhängig der medikamentösen Therapie immer wichtig ist, dass CF-Patienten gut von ihren Diätologen begleitet werden?

Genau! Zusammenfassend kann man sagen, dass die Betreuung von Anfang an individualisiert passieren sollte. Auch kann man nicht davon ausgehen, dass ein einmal angewandtes Behandlungsprinzip auch für jedes Alter gleich passt. Man kennt das Grundthema, also Cystische Fibrose, aber jeder Fall und jeder Patient muss individualisiert betrachtet werden.

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