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Morbus Fabry

Neue Hoffnung für PatientInnen mit Morbus Fabry!

Neurons background
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iStock/Marcus Millo

Ein neuer Wirkstoff soll bei Morbus-Fabry-PatientInnen mit bestimmten Mutationen im GLA-Gen und einer Restaktivität des Enzyms α-Galactosidase A eingesetzt werden.

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Univ.Prof. Dr. Gere Sunder-Plaßmann

Klin. Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Univ. Klinik für Innere Medizin III Wien

Morbus Fabry ist eine seltene Erbkrankheit, an der etwa einhundert Menschen in Österreich leiden. Die betroffenen PatientInnen zeigen Veränderungen in einem Gen, das für die Herstellung des Enzyms α-Galactosidase A (kurz: AGAL) verantwortlich ist.

Männer sind meistens stärker betroffen als Frauen, da die Krankheit über das X-Chromosom vererbt wird. Väter vererben die Erkrankung an alle Töchter, während bei Müttern das Risiko, sie an Töchter und Söhne zu vererben, 50:50 ist.

Die Ursache für Morbus Fabry ist der mangelnde Abbau von Fettstoffen in der Zelle. Diesen Fettabbau bewerkstelligt auch das Enzym AGAL. Ist der Abbau gestört, kommt es zur Ablagerung von Fettstoffen in verschiedenen Organen des Körpers, darunter in Herz, Nervensystem und Nieren. Daraus resultieren Beschwerden, vor allem Schmerzkrisen und Magen-Darm-Probleme, die bereits im Kindesalter auftreten können.

Wegen der sich in den Zellen anhäufenden Fettstoffablagerungen kommt es im Erwachsenenalter unter anderem zu Nieren- und Herzversagen sowie Schlaganfällen. Lebensqualität und -erwartung der PatientInnen sind dadurch deutlich gemindert. Die Diagnose Morbus Fabry lässt sich über die Aktivität des Enzyms AGAL in weißen Blutkörperchen und eine Genanalyse stellen.

Bisherige Enzymersatztherapie macht Alternativen notwendig

Seit etwa 15 Jahren wird Morbus Fabry mit einer Enzymersatztherapie behandelt. Die entsprechenden Zulassungsstudien zeigten für dabei verwendete Wirkstoffe Verbesserungen der Schmerzsymptomatik und geminderte Ablagerungen von Fettstoffen in den Nieren.

Allerdings scheint die Behandlung Schlaganfälle nicht verhindern zu können. Außerdem schreitet die Krankheit bei vielen PatientInnen trotz Enzymersatztherapie fort. Daher sind alternative Therapieansätze dringend notwendig.

Neben der im Frühstadium der Entwicklung stehenden Gentherapie gibt es zur Behandlung von Morbus Fabry eine neue Oraltherapie. Dabei handelt es sich um die Einnahme eines pharmakologischen Chaperon, das die Europäische Gesundheitsbehörde 2016 zugelassen hat.

Sogenannte pharmakologische Chaperone sind einfache chemische Verbindungen, die sich an defekte Enzyme koppeln können. So gelingt es diesen Enzymen dennoch, in der Zelle an ihren vorgesehenen Wirkort zu wandern und ihre natürliche Funktion auszuüben (siehe Abbildung).

Wirksamkeit der neuen Oraltherapie ist belegt

Das neue pharmokologische Chaperon ist für die Anwendung bei PatientInnen mit bestimmten Mutationen im GLA-Gen gedacht. Es bindet an instabile Formen von AGAL und stabilisiert das Enzym, so dass es die angesammelten Fettstoffe in der Zelle abbauen kann. Als häufige Nebenwirkung der Behandlung sind bisher Kopfschmerzen bekannt. Es ist unwahrscheinlicher, Antikörper, die die Wirkung des Enzyms beeinträchtigen können, gegen das eingenommene Präparat zu bilden als bei der Enzymersatztherapie.

Das neue pharmakologische Chaperon ist als Kapsel erhältlich und wird im 2-Tage-Rhythmus eingenommen. Das ist komfortabler als eine im 2-Wochen-Rhythmus durchgeführte, intravenöse Enzyminfusion.

Die Wirksamkeit des neuen Präparats wurde in zwei Zulassungsstudien an insgesamt 127 Patienten mit Morbus Fabry untersucht. In einer Studie erfolgte der Vergleich der Wirksamkeit mit Placebo, in der anderen Studie mit Enzymersatztherapie. Bei Patienten, die geeignete Mutationen hatten und mit dem neuen Präparat behandelt werden konnten, zeigte sich im Vergleich mit Placebo ein besserer Abbau der Fettstoffablagerungen in den Nieren.

Im Vergleich zur Enzymersatztherapie war die Stabilisierung der Nierenfunktion in beiden Behandlungsgruppen ähnlich. Als wichtige Nebenbefunde ergaben die Studien, dass sich Magen-Darm-Beschwerden besserten und die Herzmuskelmasse minderte, wenn das pharmakologische Chaperon geschluckt wurde.

Zusammenfassend kann hoffnungsvoll gesagt werden, dass mit der neuen Oral-Therapie eine weitere wichtige Behandlungsmöglichkeit für PatientInnen mit Morbus Fabry zur Verfügung steht.

Doreen Brumme, [email protected]

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